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Spontaner Hilfstransport

Aufgewühlt von Medienberichten über Zehntausende Flüchtlinge, die über die Balkenroute zu Fuß nach Europa kommen, hatte er kurzerhand zu Spenden aufgerufen, einen Transporter gepackt und sich am vergangenen Donnerstag auf den Weg Richtung slowenischer Grenze nach Brezice gemacht.

Kurz vor der Grenze in Österreich kamen ihm und seinem Beifahrer Guido Jucknat ein Bus mit Flüchtlingen entgegen. „Ich sah eine Frau, die einfach nur Erleichterung ausstrahlte. So etwas habe ich noch nie wahrgenommen, einfach nur Erleichterung.“ Kurz vor ihrem Zielort Brezice erreichte ein Hilferuf von österreichischen Freiwilligen in Sentilj, dass sie 3000 Flüchtlinge erwarteten, dich die Vorratslager leer seien. Mark Kilimann drehte um und fuhr hin. Am Bahnhof bot sich ihnen ein bedrückendes Bild. Das slowenische Militär eskortierte die Ankommenden zu Fuß zu einem Camp vor der österreichischen Grenze. „Dort wurden sie hinter Gitterzäunen in große Zelte eingepfercht. Das war schrecklich, es ging mir echt an die Substanz“, sagt Kilimann. Der Platz in den Zelten reichte nicht für alle, er sah Frauen und Kinder erschöpft zusammenbrechen. Dann beschreibt er den Lärm der Menschen in dem Camp und spricht über den Gestank von Urin:“Der Geruch war 100 Meter entfernt noch zu riechen, unvorstellbar.“

Diese unhaltbaren Zustände seien auch der fehlenden Organisation geschuldet. Denn es gebe einfach viel zu wenige Helfer von Hilfsorganisationen wie der Caritas oder dem Roten Kreuz, die meisten seien Freiwillige. Allen sei die Erschöpfung anzusehen gewesen. Als er einem Kind eine kleine Puppe von seiner Tochter schenkte, kam er mit ihrem Vater ins Gespräch, der akzentfreies Englisch sprach. „Dabei wurde mir bewusst, dass er genau wie ich ein Familienvater ist, der einfach seine Familie in Sicherheit bringen will, er ist sicher kein Mensch zweiter Klasse.“ Und das glückliche Gesicht des Kindes werde er so schnell nicht vergessen. „Das allein war es schon wert“, sagt Kilimann. In einem Gespräch mit einem Passauer Polizisten erfuhr der Pulheimer, dass die Flüchtlinge von der Bevölkerung aber auch oft mit Beschimpfungen empfangen werden. Das, so Kilimann, könne er schwer nachvollziehen. Denn sie hätten einen langen schweren Weg hinter sich und seien nun endlich am Ziel. Anderenfalls wäre die Gefahr groß gewesen, im Bürgerkrieg getötet zu werden. Weil er noch ausreichend Spenden und Geld zur Verfügung hat, will er schon im November einen zweiten Hilfstransport unternehmen. Sein Bruder Sören Kilimann, ein Psychotherapeut für Kinder- und Jugendliche in Königsdorf, will ihn begleiten. Besonders nahe ging Mark Kilimann die Situation der Kinder. „Die haben einen regelrechten Albtraum hinter sich“, sagt er und hat schon eine Idee, ihnen mit einem Projekt zu helfen: „Reiten, um zu vergessen“.

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Reiten, um zu vergessen

Der Verein TheraKids wurde vor drei Jahren gegründet und beitet erlebnispädagogische Reitstunden an. Mit dem Projekt „Reiten, um zu vergessen“ möchte Mark Kilimann nun traumatisierte Flüchtlingskinder unterstützen und eine Reitgruppe gründen. Denn die Pferde können dabei helfen, Ängste zu überwinden. Gesucht werden noch Sponsoren und Spender.

Mehr Informationen über den Verein gibt es bei Mark und Sarah Kilimann unter 02234/4307604. (pr) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.  www.therakids.de

Bildunterschrift: Aus seinem Hilfstransport zur slowenischen Grenze sah Mark Kilimann auch Hunderte von Flüchtlingen.

Von Pamo Roth - Kölner Stadtanzeiger